Bedrucktes Papier und bedruckter Karton. Das sind zwei Informations- und Werbeträger, die eine enorme Wirkung erzielen. Die Aufdrucke sind häufig per Offsetdruck angebracht. Etwa zwei Drittel aller Drucke werden per Offsetdruck hergestellt. Damit ist diese Herstellungsform von Bedrucktem eines der wichtigsten Verfahren beim finalen Bearbeiten von Papier und Karton sowie Pappe. Was ist Offsetdruck? Wann kommt er zum Einsatz und wo liegen die Grenzen dieser Technologie?
Was bedeutet Offsetdruck?
Offsetdruck ist im Prinzip die moderne Form des Steindrucks. Denn diese Technologie basiert auf der Lithografie. Den Flachdruck haben Ira Rubel in den USA und Caspar Hermann in Deutschland unabhängig voneinander 1904 entwickelt. Die erste Offsetdruckmaschine kam 1912 in Plauen zum Einsatz.
Info: Der Begriff geht auf das Englische zurück. In Anlehnung an das Verb "set off" bezeichnet der Name das "Absetzen" der Buchstaben auf das Papier bzw. die Pappe.
Der genaue Vorgang ist jedoch komplexer. Eine Druckplatte trägt das Motiv bzw. den Text auf einen Gummizylinder auf. Dieser rollt über das Papier und erzeugt darauf den eigentlichen Druck. Damit das funktioniert, sind die nichtdruckenden Bestandteile der Platte hydrophil, nehmen also Wasser an. Die druckenden Teile der Platte sind lipophil, stoßen also Wasser ab und ziehen Fette und Öle an. Der gegenläufige chemische Effekt führt zum Druckbild. Denn bei der Bearbeitung werden die hydrophilen Druckplattenteile mit Wasser versetzt und die lipophilen Teile mit Farbe. Da die Farbe fetthaltig ist, hält sie an der Druckplatte, während die hydrophilen Teile sie abstoßen.
Wie wird die Druckplatte bzw. Druckform hergestellt?
Um den Offsetdruck starten zu können, ist eine Druckplatte bzw. Druckform erforderlich. Dieser druckt auf die zwischengeschaltete Gummizylinderwalze ein Negativ. Von dort rollt diese Walze das Negativ als Positivmotiv auf das Papier bzw. die Pappe. Um eine Druckform herzustellen, sind verschiedene Wege möglich. Diese hängen von der Maschine und der genauen Druckart ab. Grundsätzlich handelt es sich um eine sogenannte Reproduktion.
Die Reproduktion entstand früher ähnlich wie bei der Fotoentwicklung aus einer Montagefolie bzw. einem Film. Heute steuern weitgehend Computer die Herstellung der Druckplatte. Die eigentliche Platte besteht meistens aus Zink oder Aluminium. Diese Platte enthält die Druckinformationen. Der Druckzylinder rollt durch die Farbwalze und überträgt die nur auf den lipophilen teilen haftenden Druckfarbe auf den zwischengeschalteten, gegenläufig rotierenden Gummizylinder. Das so aufgebrachte Negativ rollt der Gummizylinder dann auf das Papier bzw. die Pappe ab.
Unterschied zwischen Bogenoffsetdruck und Rollenoffsetdruck
In der Praxis sind zwei wesentliche Verfahren zu unterscheiden. Zum einen der Bogenoffsetdruck. Grundlage für den Druck sind hierbei Bögen, die ähnlich wie bei einem Drucker, in die Maschine eingelegt werden. Der Bogenoffsetdruck ist bei kleinen Auflagen die beste Wahl. Je nach Druckvorlage werden mehrere Seiten des Motivs auf denselben Bogen gedruckt. Anschließend werden die Bögen je nach Endprodukt gefaltet, geschnitten und ggf. zusammengeheftet bzw. geleimt.
In größeren Auflagen ist der Rollenoffsetdruck wirtschaftlicher. Bei diesem Verfahren wird das Papier in Form einer Rolle in die Maschine gehängt. Diese läuft unter den Walzen entlang, wird dort bedruckt und anschließend geschnitten. Der Rollenoffsetdruck ist typisch für auflagenstarke Printmedien wie Zeitungen und Zeitschriften.
Druckfarben im Offset-Verfahren
Der Offsetdruck kann bis zu vierfarbig erfolgen. Das heißt: Maximal vier Druckplatten sind in der Maschine verbaut. Jede nutzt eine Farbe. Cyan (Blauton), Magenta (Rotton), Yellow (Gelb) und Key (Schwarz). Aus der Kombination der Farben und der entsprechenden Informationen entstehen alle anderen Farben als Mischfarbe. Das CMYK-Farbspektrum ist in der DIN 2846-1 genau definiert. Allerdings ist das Farbspektrum auf die dort definierten Farben beschränkt. Das macht sich bei Sonderfarben bemerkbar. Zum Beispiel können die Druckmaschinen Gold und Silber, aber auch einige andere Farbtöne nicht farbecht erzeugen. Die abgebildeten Farben sind dann jeweils nur - in den meisten Fällen ausreichende - sehr ähnliche Nährwerte.
Qualität des Offset-Drucks
Offset-Druck hat den Vorteil, dass ein Printprodukt in sehr großer Auflage ohne Qualitätseinbußen hergestellt werden kann. Augenscheinlich sind sogar kleine Buchstaben und Zeichen scharf. Erst beim Vergrößern mit der Lupe und zunehmend mit sinkender Papierqualität sind "zerfaserte" Ränder am Druckbild zu erkennen.
Zusätzliche Schärfe bietet das "wasserlose" Offsetdruckverfahren. Da die nicht-Farbelemente der Druckplatte nicht eingewässert werden, entstehen klarere Konturen.
Per UV-Offsetdruck ist es ebenfalls möglich, Farbpigmente klarer zu positionieren. In diesem Verfahren reagieren die Farbwalzen mit UV-Licht und benötigen keine Lösungsmittel. Dadurch reduziert sich der Verlauf. Nebeneffekt: Die Trocknungsphase ist kürzer, das bedruckte Papier kann schneller weiterverarbeitet werden.
Offsetdruck: Einsatzbereiche
Das Druckverfahren eignet sich hervorragend, um Papier, Karton und Pappe zu bedrucken. Durch den "indirekten" Kontakt von Druckplatte und Medium sind enorme Auflagen ohne Qualitätsverlust möglich. Entsprechend kommt diese Druckart unter anderem bei folgenden Produkten zum Einsatz:
- Briefpapier,
- Flyer,
- Plakate,
- Zeitschriften,
- Kataloge und Broschüren,
- Bücher.
Doch das Verfahren ist nicht auf Papiererzeugnisse beschränkt. Offsetdruck ist auch für Folien und andere Kunststoffe, Glas und Keramik sowie dünnes Metall geeignet. Auch DVDs lassen sich damit bedrucken.
Offsetdruck: Vorteile und Nachteile
Der Flachdruck im Offset-Verfahren hat viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Die Vorteile überwiegen bei größeren Auflagen ganz deutlich. Denn dann sind Alternativen wie zum Beispiel der Digitaldruck zu teuer. Die Vorteile des Offsetdrucks sind:
- Bei größeren Auflagen gibt es einen spürbaren Preisvorteil.
- Die Farben sind lichtecht, die Konturen scharf, der Farbabrieb ist sehr gering.
- Es sind viele verschiedene Papiergrößen bedruckbar, auch Maxiformate.
- Die Druckqualität ist sehr gut, da sehr kleine Druckraster mit gezielten und gleichmäßigen Farbpigmentierungen möglich sind,
- Der Druck ist auch auf unebenen und strukturierten Oberflächen möglich.
Zu den Nachteilen des Offsetdrucks gehören insbesondere der Einrichtungsaufwand und die Wartezeit durch das erforderliche Trocknen. Zudem sind sogenannte Moire-Effekte möglich. Dabei handelt es sich um erkennbar falsch platzierte Farbpunkte, die durch nicht exakt ausgerichtete Druckplatten entstehen können. Die wichtigsten Nachteile sind:
- Kleine Auflagen sind durch Einrichtungskosten zu teuer.
- Bedruckte Produkte müssen trocknen.
- Es können Moire-Effekte entstehen.
- Der Aufdruck eignet sich nicht für den Außenbereich.
- Das Druckverfahren eignet sich nicht für zerbrechliche Gegenstände.
Aus der Auflistung des Für und Wider wird klar deutlich: Für größere Auflagen ist der Offsetdruck unverzichtbar. Obwohl der Digitaldruck flexibler ist und an Bedeutung gewinnt, bleibt Offset in den kommenden Jahren das wichtigste Verfahren, um Papier, Karton und Pappe in großen Mengen sauber und farbecht zu bedrucken.